Die Fabrikation der „deutschen Frau“ als Humanressource im Nationalsozialismus

Freie Universität Berlin

Heike Pantelmann

Dr. Heike Pantelmann hat Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin studiert. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Personalpolitik (Institut für Management) des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin. Seit 2012 arbeitet sie am Margherita-von-Brentano-Zentrum (bzw. der Vorgängerinstitution Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung) der Freien Universität Berlin. Seit April 2019 ist sie Geschäftsführerin des Zentrums.
(Foto: Bernd Wannenmacher)

Auf einen?

Expertise

  • Gender und Diversity (Management)
  • Geschlechterverhältnisse, Macht und Herrschaft in Organisationen
  • Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im Hochschulkontext

Interessant für

  • Organisationsforscher*innen
  • an der historischen Phase des Nationalsozialismus Interessierte
  • Alle, die die Nutzung von Humanressourcen kritisch betrachten möchten
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
Heike Pantelmann

Dr. Heike Pantelmann hat Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin studiert. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Personalpolitik (Institut für Management) des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin. Seit 2012 arbeitet sie am Margherita-von-Brentano-Zentrum (bzw. der Vorgängerinstitution Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung) der Freien Universität Berlin. Seit April 2019 ist sie Geschäftsführerin des Zentrums.
(Foto: Bernd Wannenmacher)

Auf einen?

Expertise

  • Gender und Diversity (Management)
  • Geschlechterverhältnisse, Macht und Herrschaft in Organisationen
  • Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im Hochschulkontext

Interessant für

  • Organisationsforscher*innen
  • an der historischen Phase des Nationalsozialismus Interessierte
  • Alle, die die Nutzung von Humanressourcen kritisch betrachten möchten

Interview

Arthur Höring
Redakteur

Was ist damit gemeint, wenn man von Menschen als Humanressourcen spricht?

Heike Pantelmann
schreibt…
Arthur Höring
Redakteur

Was ist damit gemeint, wenn man von Menschen als Humanressourcen spricht?

Heike Pantelmann
Doktorandin

In der Betriebswirtschaftslehre wird von Humanressourcen gesprochen, wenn es um Arbeitskräfte geht. Ich finde den Begriff grundsätzlich kritikwürdig, weil er Menschen auf ihren ökonomischen Nutzen für Organisationen reduziert. Im Kontext des Nationalsozialismus jedoch ist er sehr passend, denn die Frauen waren tatsächlich darauf reduziert. Ihr Arbeitsvermögen wurde zugerichtet, damit ihre umfassende Nutzung als Humanressourcen sichergestellt war. Der Staat agierte als oberster Manager dieser Humanressourcen, die er organisierte und verwaltete. 

Arthur Höring
Redakteur

Deine Arbeit ist eine Diskursanalyse. Wie hast du dir die Diskurse aus der Zeit des Nationalsozialismus angeeignet?

Heike Pantelmann
Doktorandin

Für die Analyse des Kontextes, also das Macht- und Praxisfeld des Nationalsozialismus, habe ich überwiegend Primärquellen aus der Zeit des Nationalsozialismus herangezogen, wie z. B. Gesetzestexte. Für die Analyse des Textes habe ich Diskurse zu Haus-, Reproduktions- und Erwerbsarbeit analysiert. Die Textstellen habe ich drei Zeitschriften entnommen: Arbeitertum, Die Frau am Werk und Die Frau. In mehreren Schritten habe ich die zu analysierenden Textstellen identifiziert, geordnet, gruppiert und so verdichtet, dass ich am Ende acht Themenbündel erhielt, die ich detailliert daraufhin untersucht habe, welches Idealbild der „deutschen Frau“ aus ihnen entspringt.

Arthur Höring
Redakteur

Siehst du Parallelen der damals wirkenden Machtgefüge zur heutigen Zeit oder andere Überbleibsel zur Perspektive auf die „deutsche Frau“?

Heike Pantelmann
Doktorandin

Wenn Diskurse als Fluss von Wissen durch die Zeit verstanden werden, wird deutlich, dass diese Flüsse meist nicht an bestimmten Jahreszahlen beginnen oder enden, sondern ein ‚Davor‘ und ‚Danach‘ haben – auch wenn sie sich verändern. Durch die Analyse des historischen Extremfalls des Nationalsozialismus können alltägliche Phänomene und scheinbar Normales wie durch ein Vergrößerungsglas nachvollziehbar gemacht werden. Das schärft den Blick für die Nutzung von Humanressourcen zu jeder Zeit.

Schlagworte

Diskursanalyse, Geschlecht, Macht, Frauenbild, Arbeit, Frauenberuf

Zusammenfassung

Die historische Phase des Nationalsozialismus, die in vielerlei Hinsicht ein extremes Beispiel für die Organisationsforschung darstellt, steht im Zentrum der Untersuchung. An Quellen aus dieser Zeit werden die diskursiven Praktiken analysiert, die zur Fabrikation der „deutschen Frau“ im Nationalsozialismus führten, sowie die Veränderung des Ideals im Zeitraum der nationalsozialistischen Herrschaft. Es wird gezeigt, dass der Staat als oberster Manager aller Humanressourcen agierte und wie er die „deutsche Frau“ organisierte und verwaltete. Die Spannungen und Ambivalenzen weiblicher Identitätskonstruktion sowie die Zurichtung des weiblichen Arbeitsvermögens, die Schaffung von gelehrigen Körpern und die umfassende Nutzung der „deutschen Frau“ als Humanressource werden herausgearbeitet. Die Untersuchung von Quellentexten wird verbunden mit der des historisch-politischen, des ökonomischen und des institutionellen Kontexts. Der institutionelle Kontext ist von besonderem Interesse, da die Frauen in ein dichtes Netz nationalsozialistischer Organisationen eingebunden waren, deren Anspruch es war, die Frauen ein Leben lang zu erziehen. Dieser Kontext formt ein „Gelände“ mit einer spezifischen Topographie, in das die Diskurse zur „deutschen Frau“ eingebettet sind.

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Diese Dissertation ist auf OpenD im Volltext verfügbar. Online und OpenAccess.

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Zitiervorschlag

Pantelmann, Heike. Die Fabrikation der „deutschen Frau“ als Humanressource im Nationalsozialismus. Freie Universität Berlin, 2019, doi:10.17169/refubium-4017.

Repository

refubium.fu-berlin.de

Identifikatoren

urn:nbn:de:kobv:188-refubium-25314-0

doi: 10.17169/refubium-4017