"Die haben so einen durchdringenden Blick, die Männer"
Eine empirische Untersuchung zur Konstruktion von Fremdheit
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Johannes Mücke, geboren 1989 in Berlin, hat an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Geographie und Germanistik studiert. Während er sich in der Masterarbeit mit der syrisch-libanesischen Diaspora in São Paulo (Brasilien) und deren kultureller Identität beschäftigte, verlagerte sich der Fokus im Promotionsprojekt ab 2015 auf die negative Wahrnehmung von Migration und die Entstehung von Fremdenfeindlichkeit im Kontext der asylbezogenen Zuwanderung.
Aktuell ist Johannes Mücke in einem BMBF-geförderten Projekt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beschäftigt.
Expertise
- Fluchtmigration und gesellschaftliche Transformationsprozesse
- Wahrnehmung von Migration
- Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
- Qualitative Sozialforschung
Interessant für
- alle, die sich für Entstehung von Ablehnungshaltungen interessieren
- Politiker*innen
- Sicherheitsbehörden
- zivilgesellschaftliche Akteure
Schlagworte
Fremdheit, Alterität, Migration, Rassismus, Rechtspopulismus
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit zeigt anhand von fünf gebildeten Idealtypen exemplarisch auf, wie Fremdheit gegenüber Asylsuchenden im Kontext der Fluchtmigration nach Deutschland ab 2015 hergestellt wird und welche Dimensionen diese Konstruktionen annehmen. Dazu wurden an fünf Standorten innerhalb Deutschlands insgesamt 76 problemzentrierte Interviews mit Mitgliedern der autochthonen Bevölkerung geführt. Darüber hinaus wurden Demonstrationen gegen die Aufnahme- und Unterbringung von Asylsuchenden teilnehmend beobachtet.
Der vermehrte Zuzug von Schutzsuchenden nach Deutschland führte zu gesellschaftlichen Konflikten, einer fortschreitenden Spaltung der Gesellschaft und zum Aufstieg der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Diese ist nicht nur in zahlreichen Landesparlamenten präsent, sondern seit 2017 auch im Deutschen Bundestag vertreten. Nicht zuletzt aus der zunehmenden Relevanz von Migration und Integration ergibt sich ein erhöhtes Forschungsbedürfnis auf diesem Gebiet. Trotzdem ist aktuell eine Forschungslücke zu verzeichnen. So wurde das Thema Fremdheit gegenüber Asylsuchenden und Migrant/-innen bisher vor allem durch quantitativ ausgerichtete Projekte untersucht. Fremdheit wurde zudem oft nur im Kontext von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus skizziert. Als theoretische Grundlagen dienen drei klassische Konzepte: Dabei handelt es sich um Georg Simmels Verständnis des Fremden als derjenige, der aus der Ferne kommt und eine langfristige Präsenz anstrebt. Weiterhin finden das Konzept von Fremdheit als Kollision kulturspezifischer Ordnungen Alfred Schütz‘ sowie Zygmunt Baumans Fremder als Sinnbild für Ambivalenz Anwendung. Das empirische Material verdeutlicht, dass die Entstehung und Konstruktion von Fremdheit nicht monokausal zu begründen ist. Vielmehr wirken bei der Zuschreibung und Herstellung von Fremdheit viele Komponenten zusammen. So sind Komparationsprozesse, imaginierte Be- und Verdrängungsprozesse, Verängstigungsprozesse, eine wahrgenommene Desorganisation und Ordnungsdestruktion sowie religiöse Zuschreibungen wesentlich für die Konstruktion von Fremdheit. Auf Grundlage dieser Prozessstrukturen wird der Fremde sodann als Konkurrenz, Gefahr und Eindringling stilisiert.
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Jetzt lesenZitiervorschlag
Mücke, Johannes. Die haben so einen durchdringenden Blick, die Männer - Eine empirische Untersuchung zur Konstruktion von Fremdheit. Johannes Gutenberg-Universität, 2019, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:77-diss-1000025482.
Repository
publications.ub.uni-mainz.deIdentifikatoren
■urn:nbn:de:hebis:77-diss-1000025482