Doktortitel: Von A wie 'anfangen' bis Z wie 'zurückgeben'

Das Wichtigste zum Doktortitel übersichtlich zusammengefasst.
Illustration von Adrian Richter

Der Doktortitel ist der höchste akademische Grad, den man in Deutschland erreichen kann. Man darf ihn nach der erfolgreich abgeschlossenen Promotion tragen.

Der Titel dient als Bescheinigung über die Leistung eines originellen Beitrags zur gewählten Fachrichtung und über die Fähigkeit des selbstständigen wissenschaftlichen Arbeitens.

Gesellschaftlich spiegelt der Doktortitel die akademische Bildung, die an einer anerkannten Institution erworben wurde, wider. Prinzipiell ist er Voraussetzung für die Habilitation. Es ist möglich, ohne Doktor eine Professur anzutreten, das kommt aber sehr selten vor.

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„Sie dürfen mich Doktor nennen“

Den Doktortitel darf man rechtlich erst nach der erfolgreich abgeschlossenen Promotion, inklusive Veröffentlichung der Dissertation, tragen. Die meisten Unis erlauben den Promovierenden bereits nach dem Einreichen der Arbeit und vor der Publikation das Führen des Titels Dr. des. (doctor designatus), hier lohnt allerdings eine Nachfrage bei den jeweiligen Promotionsbüros. Wenn die Dissertation dann publiziert ist, darf man den Dr. in alle offiziellen Dokumente eintragen lassen, ihn in die Unterschrift integrieren und ihn sich sogar aufs Klingelschild schreiben.

Die Nennung des Titels ist in amtlichen Dokumenten keine Pflicht. Ihr müsst also nach der Verleihung nicht sofort zum Amt laufen und euren Personalausweis und Pass erneuern lassen. Ihr könnt euch Zeit lassen, bis die Dokumente sowieso ablaufen. Dann bringt ihr euren Promotionsnachweis mit zu der Behörde, die für die Ausstellung eurer Dokumente zuständig ist, und gebt an, dass der Titel mit ins neue Dokument aufgenommen werden soll – vorausgesetzt ihr möchtet das. Der Dr. wird dann als Anrede klassifiziert, nicht als Bestandteil des Namens.

Man kann auch mehrere Doktortitel führen. Die Anzahl ist nicht begrenzt. Titelketten, wie Herr Prof. Dr. Dr. Dr. Mustermann sind möglich. Diese werden dann aber zu Herr Dr. mult. Mustermann abgekürzt.

Je nach Arbeitsplatz ist die Nennung des Titels mehr oder weniger relevant. In der Wissenschaft wird er grundsätzlich mitgenannt, z. B. in E-Mail-Signaturen oder auf Visitenkarten. Am Telefon oder beim persönlichen Kennenlernen ist eher davon abzuraten den Titel zu nennen; das kann schnell arrogant wirken. Daher empfehle ich vorher immer abzuwägen, ob die Nennung des Titels gerade hilfreich oder sogar eher benachteiligend sein könnte.

Wofür steht der Titel?

Der Titel gilt als Bestätigung über die Leistung eines originellen Beitrags zur Wissenschaft.

In den Geisteswissenschaften sollte eine Dissertation neue wissenschaftliche Erkenntnisse enthalten, die auf der Grundlage von vorhandenen Theorieansätzen und Methoden aufbauen. Die Promotion wird bei Geisteswissenschaftler*innen als Bestätigung dafür gesehen, dass sie eigenständig wissenschaftliche Recherche betreiben und strukturierte Texte verfassen können.

In den Naturwissenschaften hingegen besteht die Promotion oft aus Arbeit im Labor und dem Durchführen von Versuchen, die anschließend protokolliert und ausgewertet werden. In vielen Fällen sind Naturwissenschaftler*innen in Forschungsprojekte eingebunden.

Bei Mediziner*innen wird der Titel meist mit dem Beruf gleichgesetzt, obwohl er für Fach- oder Hausärzt*innen keine Bedingung ist. In der Medizin kann man mit dem Schreiben der Doktorarbeit bereits vor Abschluss des Studiums (äquivalent zum Master) beginnen. Somit nimmt die Promotion in der Regel weniger Zeit in Anspruch und die Dissertation fällt deutlich kürzer aus als in anderen Fachbereichen.

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Welche Titel gibt es?

Der Dr. med. ist in Deutschland die Bezeichnung für einen Doktortitel der Medizin. Je nach Spezialisierung gibt es einen Anhang, z. B. Dr. med. dent. für Zahnärzt*innen und Dr. med. vet. für Tiermediziner*innen. In anderen Ländern, z. B. in Großbritannien, wird der medizinische Doktor nicht als PhD (Doctor of Philosophy) bezeichnet, sondern als M. D. (Medical Doctor).

Die Abkürzung für einen Doktor in Jura ist Dr. jur. oder Dr. iur. Voraussetzung für die Promotion in Jura ist ein erfolgreich abgeschlossenes 1. Staatsexamen. In den meisten Fällen muss man dort auch eine Mindestpunkzahl erreicht haben.

In den Natur- und Geisteswissenschaften gibt es etliche lateinische Kürzel, die an den Dr. angehängt werden können, z. B. Dr.-Ing. (Ingenieur) oder Dr. theol. (Theologie). Der Dr. phil., Doktor der Philosophie, steht übergreifend für alle Fächer der alten philosophischen Fakultäten, wie z. B. Sprachen, Geschichte oder Politikwissenschaften.

Wer promoviert und warum?

Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass die Promotion in der Medizin und den Naturwissenschaften den Regelfall darstellt. Biologie hatte in den letzten Jahren die höchste Promotionsquote aller Fächer (86,2%). In den Geisteswissenschaften beginnen im Durchschnitt etwa ein Viertel oder weniger der Masterabsolvent*innen mit der Promotion und in künstlerischen Studiengängen (z. B. Architektur oder Design) ist Promovieren der absolute Ausnahmefall.

Wer eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, sollte promovieren. Bekanntlich sind Postdoc-Stellen und Professuren aber hart umkämpft und nicht alle, die gerne einen Platz in der Wissenschaft hätten, bekommen diesen auch. Daher weichen einige unfreiwillig auf die Wirtschaft aus. Die Wahl nach der Promotion in die Wirtschaft zu gehen, sollte aber nicht als zweite, weniger wertvolle Option gesehen werden. Rund 50% der Promovierenden geben bereits zu Beginn der Promotion an, dass sie keine akademische Karriere anstreben, sondern nach dem Abschluss in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen. Der Doktor kann auch in der Wirtschaft förderlich sein, da man im Regelfall mehr Gehalt verlangen kann. Als Nachteil kann in individuellen Fällen der späte Einstieg in den Arbeitsmarkt und die damit verbundene fehlende Berufspraxis betrachtet werden.

Anerkennung ausländischer Doktortitel

Ein deutscher Doktortitel wird nicht automatisch im Ausland, z. B. als PhD, anerkannt. Andersherum kann auch ein im Ausland erworbener Titel nicht einfach in einen deutschen Doktortitel umgewandelt werden. Für die Regelung der gegenseitigen Anerkennung gibt es Äquivalenzabkommen, die Deutschland mit 15 Staaten geschlossen hat. Außerdem gibt es Regelungen, die für die gesamte europäische Region gelten. Grundsätzlich muss ein Antrag auf Prüfung des Titels gestellt werden, bei dem ermittelt wird, ob der ausländische dem deutschen Titel gleichwertig ist.

Ehrendoktor

Universitäten können den Dr. h. c. (honoris causa), die Ehrendoktorwürde, an Akademiker*innen und Nicht-Akademiker*innen verleihen. Nelson Mandela wurden über 50 Ehrendoktorwürden verliehen. Der Dalai Lama erhielt über 40 und Greta Thunberg hat 2019 einen Ehrendoktortitel von der belgischen Universität Mons erhalten. Damit ist sie eine der jüngsten Personen, die jemals mit einem Ehrendoktortitel ausgezeichnet wurden.

Doktortitel kaufen

Doktortitel kann man auch kaufen. Inklusive Dissertation bekommt man einen Titel via Internet ab ca. 8.000 Euro, einen Ehrendoktor hingegen schon ab 50 Euro. Das Führen eines gekauften Titels ist natürlich illegal. Wenn herauskommt, dass man einen falschen Doktortitel führt, beschädigt man nicht nur das eigene Image, sondern man muss ihn auch wieder abgeben.

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Wie man den Doktortitel wieder los wird

Anhand der Pagiatsvorwürfe und -prüfungen der Dissertationen von Politiker*innen und anderen Personen des öffentlichen Lebens konnte man in den Medien verfolgen, dass man den Doktortitel auch schnell wieder verlieren kann. Annette Schavan, ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung, versuchte vehement die Plagiatsvorwürfe von sich zu weisen, bis ihr 2014 der Dr. phil. von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf entzogen wurde. Auch dem ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wurde der Doktorgrad aberkannt, was zu seinem Rücktritt führte. Ursula von der Leyen und Frank-Walter Steinmeier standen unter Plagiatsverdacht, durften ihre Titel letztendlich aber behalten. In beiden Fällen entschieden die Universitäten, dass zwar Urheberrechtsverletzungen vorlagen, diese aber nicht so gravierend waren, dass man dem*der Verfasser*in Betrug hätte unterstellen können.

Die Plagiatsjäger*innen werden nicht müde, immer neue Betrugsvorwürfe in die Öffentlichkeit zu tragen, was natürlich weder ein gutes Licht auf die Betroffenen noch auf die jeweiligen Universitäten wirft, die den Doktortitel vergeben haben.

Fragen, die in diesem Zusammenhang aufkommen, sind: Warum fallen schlechte oder ungenau Recherchen in Dissertationen oft erst Jahre nach der Verteidigung auf? Wie gründlich werden Zitate und Literaturangaben in Dissertationen überhaupt überprüft?

Eine mögliche Antwort für das gehäufte Aufkommen von Plagiatsvorwürfen ist, dass nicht jede*r mit Idealismus und Leidenschaft für wissenschaftliches Arbeiten an die Promotion herangeht. Ein gewisser Anteil der Promovierenden will vielleicht einfach den Titel tragen, um ihn als Aushängeschild verwenden zu können. In diesem Fall bedeutet die Promotion unter Umständen lediglich eine Hürde auf dem Karriereweg, in die so wenig Zeit wie möglich investiert wird.