Freiheit für die Forschung
Im Gespräch mit Dr. Katja Hartmann, Leiterin der Begabtenförderung bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.OpenD-Redakteurin Hannah Pöhlmann hat Dr. Katja Hartmann, die Leiterin der Begabtenförderung bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, nach den Voraussetzungen für und dem Bewerbungsverfahren um ein Promotionsstipendium und zusätzlichen Angeboten für die Promovend*innen befragt.
Freie Autorin
Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit fördert Promotionen aller Disziplinen. Kommen die Bewerbungen auch aus allen Bereichen? Kann ein geistes- bzw. naturwissenschaftlicher Fokus ausgemacht werden?
Interviewpartnerin
Ja, die Bewerbungen kommen aus allen Bereichen. Allerdings gibt es derzeit mehr geisteswissenschaftliche Anträge. Das hängt damit zusammen, dass Promovend*innen aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften oft eine Anbindung über eine Stelle an einen Lehrstuhl bevorzugen, um Labore, Maschinen oder Verbrauchsmaterialien zu nutzen, die sie für ihre Forschung benötigen. Je nach Thema bevorzugen es Geisteswissenschaftler*innen hingegen, die Freiheit zu haben, ihre Forschung unabhängig von Arbeitszeiten und Gebäudezugängen zu gestalten.
Freie Autorin
Muss man sich politisch oder sozial engagieren, um für ein Stipendium in Frage zu kommen? Oder sind ein überzeugendes Promotionsvorhaben und gute Noten ausreichend?
Interviewpartnerin
Ein überzeugendes Promotionsvorhaben und gute Noten sind auch Voraussetzungen, aber damit ist es noch nicht genug. Wir erwarten von unseren Promovend*innen, dass sie sich in unsere Gesellschaft einbringen und Verantwortung für sich und für andere übernehmen. Die Formen dieses Engagements können sehr unterschiedlich und sehr individuell geprägt sein. Das reicht von einer aktiven Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr, einem Verein, einer Partei oder in sozialen Einrichtungen bis hin zur Übernahme der häuslichen Pflege der (Groß)Eltern oder dem Engagement in der Flüchtlingshilfe. Wichtig ist nur, dass die Leute da tatsächlich aktiv mitwirken und Dinge gestalten.
Freie Autorin
Neben ehrenamtlichen Engagement ist also eine Mitgliedschaft bei der FDP ist keine Voraussetzung. Muss aus der Bewerbung trotzdem Parteinähe zur FDP hervorgehen?
Interviewpartnerin
Nein, Bewerber*innen müssen natürlich kein Mitglied der FDP oder bei den Jungen Liberalen sein. Wir erwarten aber, dass sich Bewerber*innen mit den liberalen Werten unserer Stiftung identifizieren und uns erklären können, warum sie sich bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit beworben haben.
Freie Autorin
Gibt es neben der finanziellen Förderung auch berufsvorbereitende Programme?
Interviewpartnerin
Ja, neben der finanziellen Förderung gibt es eine sehr umfangreiche ideelle Förderung. Teil davon sind auch Angebote, die der Karriereorientierung dienen und beim Berufseinstieg helfen. Das sind zum einen praktische Soft-Skill-Trainings, aber auch ein vielfältiges Angebot, welches unsere Stipendiat*innen selbst auf die Beine stellen, um Einblicke in Branchen zu erhalten. Das reicht vom Start-up-Bootcamps für Leute, die nach dem Studium eine Firma gründen wollen, bis hin zu Netzwerkveranstaltungen. Unterstützt werden sie dabei von unseren Alumni, die für die Geförderten ein Mentorenprogramm anbieten. Da finden sich Expert*innen aus allen Arbeitsgebieten, die Einblicke in ihren Arbeitsalltag bieten können und für alle Fragen zur Verfügung stehen.
Freie Autorin
Wenn die Höhe des Stipendiums für Promovend*innen bei allen vom Bund finanzierten Stiftungen gleich ist, wie unterscheidet sich das Angebot der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit von den anderen?
Interviewpartnerin
Die Stiftungen unterscheiden sich vor allem durch ihre Angebote und Gestaltung der ideellen Förderung. In der Friedrich-Naumann-Stiftung räumen wir unseren Geförderten viele Freiheiten für eigene Projekte und Ideen ein. Die Selbstorganisation steht bei uns im Zentrum. Die Stipendiat*innen organisieren sich in 18 unterschiedlichen Arbeitskreisen, die thematisch ausgerichtet sind. Unsere Geförderten leiten diese Arbeitskreise selbstständig, verwalten ein Budget, und stellen ein unglaublich kreatives und innovatives Programm auf die Beine. Auch unsere Inlands- und Auslandsakademien werden vorrangig von unseren Stipendiat*innen konzipiert und organisiert. 2019 haben sie z.B. eine Reise nach Indien organisiert.
Ziel ist, die Geförderten im Laufe ihres Stipendiums mit allen Bereichen der Stiftung (Politische Bildung, Auslandsbüros, Think Tank Liberales Institut etc.) zu vernetzen. Wenn sie Hilfe benötigen, stehen wir ihnen natürlich gern zur Seite, aber vor allem geht es darum zu lernen und zu verstehen, dass ich etwas bewegen kann, wenn ich mich selbst aktiv einbringe. Das gilt im Kleinen in der Stiftung und im Großen für unsere gesamte Gesellschaft.
Freie Autorin
Gibt es auch Kooperationen mit anderen Stiftungen?
Interviewpartnerin
Ja, die gibt es. Die 13 Förderwerke arbeiten sehr vertrauensvoll und kollegial zusammen. Im Jahr 2019 haben wir eine gemeinsame Sommerakademie zum Thema „Demokratie gestalten“ gestartet, die leider in diesem Jahr ausfallen musste, aber hoffentlich 2021 fortgesetzt werden kann. Das ist ein herausragendes, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziertes Programm, um Geförderte aller Werke zum Austausch zusammen zu bringen. Ferner haben alle Werke im letzten Jahr eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der wir unsere gemeinsamen Werte beschreiben, die für alle Werke gleichermaßen in der Förderung von jungen, talentierten, aktiven Menschen wichtig sind.
Freie Autorin
Wir danken vielmals für das aufschlussreiche Interview, Frau Hartmann.
Coming soon! Für alle an einer Bewerbung für ein Promotionsstipendium der Friedrich-Naumann-Stiftung Interessierten empfehlen wir das auch das Interview mit Adrian Königstein, der aus Stipendiatensicht von seinen persönlichen Erfahrungen mit der Bewerbung und dem gebotenen Angebot berichtet.