Wie betreue ich meinen Betreuer?
Doktormütter und -väter können ziemlich betreuungsintensiv sein. Eine Typologie.Der Helikopter-Papa
Augenbrauen hochziehen und „Ach, Papa“ seufzen? Das kann man mit den eigenen Eltern ruhig machen. Beim Betreuer sollte man es tunlichst vermeiden. Dabei gehen die Parallelen zu den eigenen Eltern vielleicht sogar noch weiter: Denn genau wie Papa zu Hause meinte es der Helikopter-Papa-Betreuer ja eigentlich nur gut. Ständige Nachfragen zum Stand des Manuskripts, Literaturtipps und Hinweise auf Veranstaltungen – all das kann sehr hilfreich sein. Es kann aber auch nerven! Damit man dann nicht wie ein trotziger Teenie reagiert, heißt es, Grenzen ziehen. Die Doktorarbeit ist und soll das Werk des Doktoranden sein, und am Ende ist er es, der hinter dem Ergebnis stehen können muss. Also: Ruhig bleiben, Wertschätzung für die Unterstützung zeigen und konsequent nach dem eigenen Plan weiter vorgehen.
Die beste Freundin
Eine traumhafte Situation, die mutmaßlich nur wenigen zuteil wird: herzliche Gespräche über die Dissertation, aber auch über Gott, die Welt und vielleicht sogar über Topfpflanzen. Wer mit seiner Betreuerin ein so gutes Verhältnis hat, kann sich eigentlich entspannen und angstfrei vor sich hin forschen. Doch Achtung: Auch wenn sich die Beziehung wie eine Freundschaft anfühlen mag – am Ende des Tages ist die Betreuerin auch die Korrektorin und damit erste und härteste Kritikerin. Und da kann es dann mit der Freundschaft auch mal ganz schnell vorbei sein. Eine gewisse Distanz lohnt sich also für beide Seiten. Fürs Anstoßen ist auf der Disputationsfeier immer noch genug Zeit.
Der alttestamentarische Gott des Zorns
Der allmächtige Betreuer, dessen Willkür man hilflos ausgeliefert ist? Der Choleriker, der seinen Frust am untersten Glied der akademischen Nahrungskette auslässt? So mancher Erfahrungsbericht bestätigt, dass es so etwas immer noch gibt. Derlei Verhalten ist eigentlich nicht akzeptabel. Andererseits: Betreuer sind auch nur Menschen – Menschen zumal, die oft unter einem hohen Druck stehen. Forschung, Lehre, Verwaltungsaufwand: Da sinkt die Empathie für den Doktoranden und seine Bedürfnisse schon mal. Umso wichtiger, von vornherein festzulegen, was man trotzdem vom Betreuer erwarten kann. Eine detaillierte Betreuungsvereinbarung kann helfen.
Die Unsichtbare
„Ach, ja, schön Sie mal wiederzusehen. Was war noch gleich Ihr Thema? Na dann, bis nächstes Semester!“ Eine Betreuung, die eigentlich keine ist, weil die Doktormutter immer etwas Besseres zu tun hat: Was im ersten Moment durchaus reizvoll klingt – hurra, freies Promovieren ohne lästige Kommentare –, kann ganz schnell zum Krisenherd werden. Ergeben sich Fragen zum Promotionsprojekt, steht man nämlich ziemlich alleine da. Das Problem betrifft auch und gerade die sehr engagiert Forschenden: Neben Anträgen, Vorträgen und Reisen bleibt da kaum noch Zeit für die Doktoranden-Betreuung. Hilfreich ist es, sich mit anderen Promovierenden auszutauschen, die die Betreuerin kennen: Mit welchem Kommunikationsverhalten dringt man trotzdem zu ihr durch und verschafft seinen Anliegen Gehör? Besonders wichtig und besonders tricky: Vielbeschäftigte tendieren manchmal dazu, das Gegenüber mit durchwegs positiven Rückmeldungen abzuspeisen, um lästigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Aber nur kritisches Feedback bringt einen weiter; es einzufordern, obwohl man auch mit einem Lob davonkäme: Wer das kann, spielt schon in der Champions League der Professionalität.
Der Launische
Im einen Semester ist man der Shootingstar des Doktorandenkollegs und kann praktisch gar nichts falsch machen. Ein Semester später ist das eigene Thema plötzlich uninteressant und es wird einem nahegelegt, vielleicht doch noch mal ganz von vorne anzufangen. Zweifel sind nicht nur ein häufiges Problem bei den Promovierenden, sondern auch gern mal auf der anderen Seite. Gründe kann ein Stimmungsumschwung viele haben: Vielleicht hat sich der Forschungsfokus des Betreuers verschoben und das Thema des Doktoranden ist für ihn nicht mehr von Belang. Dagegen hilft in manchen Fällen: ruhig und sachlich die Lage ansprechen. Das ist aber oft leichter gesagt als getan, und deshalb ist hier ein bisschen Menschenkenntnis wohl oder übel von Nöten. Denn manchmal kann wegducken und abwarten, bis der Sturm vorüber ist, auch das Mittel der Wahl sein.