Everyday Multiple Language Use as a Potential Resource for the Self
Positive Emotional and Motivational Consequences of a Language-Dependent Self-Representation
Freie Universität Berlin
Dr. Nanine Lilla ist Bildungsforscherin. Sie studierte Erziehungswissenschaft an den Universitäten Augsburg, Würzburg und Umeå in Schweden und promovierte an der Freien Universität Berlin. In ihrer Dissertation untersuchte sie Auswirkungen von Mehrsprachigkeit auf das Selbst. Dazu forschte sie u. a. an der NTNU Trondheim in Norwegen.
Seit ihrer Promotion lehrt Frau Dr. Lilla im Bereich Grundschulpädagogik – zunächst an der Universität Bamberg, heute an der Freien Universität Berlin. Ihr Forschungsinteresse liegt im Bildungserfolg und Wohlbefinden von (mehrsprachigen) Schüler*innen mit Migrationshintergrund.
Expertise
- Empirische Bildungsforschung
- Schüler*innen mit Migrationshintergrund
- Mehrsprachigkeit als Ressource
- Selbst und Selbstkomplexität
Interessant für
- Forscher*innen zu (positiven) Effekten von Mehrsprachigkeit
- Forscher*innen zum Selbst und Selbstkomplexität
- Ein- und mehrsprachige Personen
Schlagworte
everyday multiple language use, self-representation, language use pattern, context-dependent, language use, emotion and motivation
Zusammenfassung
Gegenstand dieser Dissertation ist das Selbst von Personen, die im Alltag mehrere Sprachen verwenden. Da das Selbst aus sozialen Interaktionen des alltäglichen Lebens hervorgeht, gehen wir davon aus, dass sich die Verwendung mehrerer Sprachen im Alltag in der Repräsentation des Selbst niederschlägt. In fünf empirischen Studien überprüfen wir unsere theoretisch hergeleiteten Annahmen über eine sprachabhängige Selbstrepräsentation und die daraus resultierenden positiven Konsequenzen für Emotion und Motivation. In Studie 1 und Studie 2 führen wir Sekundäranalysen vorhandener Daten von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland durch, um den Einfluss von Sprachverwendung auf die spontane Zugänglichkeit von Selbstwissen zu zeigen. In Studie 1 ergibt die Auswertung einer offenen Selbstbeschreibungsaufgabe, welche im deutschsprachigen Kontext Schule in Deutsch durchgeführt wurde, dass Schülerinnen und Schüler, die zuhause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, spontan stärker auf schulbezogenes Selbstwissen und weniger auf Selbstwissen, welches sich auf den Kontext Zuhause bezog, zugriffen, als Schülerinnen und Schüler, die auch Zuhause Deutsch sprechen. Analog können wir in Studie 2 zeigen, dass Schülerinnen und Schüler, die Zuhause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, auf zwei stärker voneinander unterscheidbare Quellen von Selbstwert zugreifen, wenn sie im deutschsprachigen Kontext Schule danach gefragt werden. In Studie 3 setzen wir eine neu entwickelte bilinguale Version einer Traitadjektiv-Sortieraufgabe zur Selbstbeschreibung ein und erproben dadurch, das Ausmaß der Sprachabhängigkeit in der Selbstrepräsentation Englisch-Norwegisch-sprechender Schülerinnen und Schüler direkt zu erfassen. In Studie 4 untersuchen wir den Zusammenhang zwischen der emotionalen Reaktion auf negatives Bogus-Feedback und dem Ausmaß der compartmentalization along language lines von internationalen Studierenden, die aufgrund ihres Auslandsaufenthaltes im täglichen Leben unterschiedliche Sprachen verwenden, welches mithilfe des in Studie 3 vorgestellten neuen Verfahrens erfasst wurde. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Veränderung im Selbstwert gering war, wenn die Teilnehmenden Traitadjektive in ihren beiden Sprachen zur Selbstbeschreibung gewählt hatten, während bei Teilnehmenden, die ausschließlich Traitadjektive in einer Sprache für ihre Selbstbeschreibung gewählt hatten, stärkere Veränderungen im Selbstwert gezeigt werden konnten. Die Ergebnisse eines Experiments, welches wir in Studie 5 präsentieren, zeigen, wie der Zugriff auf Selbstwissen in einer offenen Selbstbeschreibungsaufgabe in einer anderen Sprache als Deutsch den Teilnehmenden einer Online-Befragung dabei half, eine durch Bogus-Feedback ausgelöste Selbstwertbedrohung abzuschwächen und in der Folge ein höheres Selbstwertgefühl und mehr Motivation zur Bearbeitung eines zweiten Tests angaben, als Teilnehmende, die sich nach dem in Deutsch präsentierten negativen Feedback in Deutsch beschrieben. Zusammengefasst zeigen unsere Ergebnisse, dass Sprache ein Organisationsprinzip für die Repräsentation von Selbstwissen bietet, welches mit positiven emotionalen und motivationalen Konsequenzen in selbstwertbedrohlichen Situationen einhergeht. Auf der Grundlage unserer Befunde plädieren wir dafür, die alltägliche Verwendung mehrerer Sprachen als eine potentielle Ressource für das Selbst zu verstehen und erörtern mögliche Implikationen unserer Schlussfolgerung für Theorie und Praxis.
Volltext auf OpenD
Diese Dissertation ist auf OpenD im Volltext verfügbar. Online und OpenAccess.
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Repository
refubium.fu-berlin.deIdentifikatoren
■urn:nbn:de:kobv:188-refubium-23860-6
■doi: 10.17169/refubium-1637