Everyday Multiple Language Use as a Potential Resource for the Self

Positive Emotional and Motivational Consequences of a Language-Dependent Self-Representation

Freie Universität Berlin

Sprache:

Nanine Lilla

Dr. Nanine Lilla ist Bildungsforscherin. Sie studierte Erziehungswissenschaft an den Universitäten Augsburg, Würzburg und Umeå in Schweden und promovierte an der Freien Universität Berlin. In ihrer Dissertation untersuchte sie Auswirkungen von Mehrsprachigkeit auf das Selbst. Dazu forschte sie u. a. an der NTNU Trondheim in Norwegen.
Seit ihrer Promotion lehrt Frau Dr. Lilla im Bereich Grundschulpädagogik – zunächst an der Universität Bamberg, heute an der Freien Universität Berlin. Ihr Forschungsinteresse liegt im Bildungserfolg und Wohlbefinden von (mehrsprachigen) Schüler*innen mit Migrationshintergrund.

Auf einen?

Expertise

  • Empirische Bildungsforschung
  • Schüler*innen mit Migrationshintergrund
  • Mehrsprachigkeit als Ressource
  • Selbst und Selbstkomplexität

Interessant für

  • Forscher*innen zu (positiven) Effekten von Mehrsprachigkeit
  • Forscher*innen zum Selbst und Selbstkomplexität
  • Ein- und mehrsprachige Personen
Vince Fleming/Unsplash
Nanine Lilla

Dr. Nanine Lilla ist Bildungsforscherin. Sie studierte Erziehungswissenschaft an den Universitäten Augsburg, Würzburg und Umeå in Schweden und promovierte an der Freien Universität Berlin. In ihrer Dissertation untersuchte sie Auswirkungen von Mehrsprachigkeit auf das Selbst. Dazu forschte sie u. a. an der NTNU Trondheim in Norwegen.
Seit ihrer Promotion lehrt Frau Dr. Lilla im Bereich Grundschulpädagogik – zunächst an der Universität Bamberg, heute an der Freien Universität Berlin. Ihr Forschungsinteresse liegt im Bildungserfolg und Wohlbefinden von (mehrsprachigen) Schüler*innen mit Migrationshintergrund.

Auf einen?

Expertise

  • Empirische Bildungsforschung
  • Schüler*innen mit Migrationshintergrund
  • Mehrsprachigkeit als Ressource
  • Selbst und Selbstkomplexität

Interessant für

  • Forscher*innen zu (positiven) Effekten von Mehrsprachigkeit
  • Forscher*innen zum Selbst und Selbstkomplexität
  • Ein- und mehrsprachige Personen

Interview

Arthur Höring
Redakteur

Für die theoretische Beurteilung der Wahrnehmung des Selbst hast du Modelle zur Dynamik und Komplexität des Selbst einbezogen. Was sagen diese im Wesentlichen aus?

Nanine Lilla
schreibt…
Arthur Höring
Redakteur

Für die theoretische Beurteilung der Wahrnehmung des Selbst hast du Modelle zur Dynamik und Komplexität des Selbst einbezogen. Was sagen diese im Wesentlichen aus?

Nanine Lilla
Doktorandin

Als das Selbst wird der Speicher bezeichnet, der das komplette Wissen beherbergt, das eine Person über sich selbst durch Erfahrungen und in der Interaktion mit anderen erworben hat. Dieses Wissen hilft uns zum Beispiel im Alltag, indem wir nicht jedes Mal neu in Erfahrung bringen müssen, ob wir männlich oder weiblich sind, ob uns Spinat schmeckt und ob wir hilfsbereit, mutig, neugierig sind.
Da das Wissen gleichzeitig sehr umfangreich ist, bedarf es einer komplexen Organisation. Jeder Wissensinhalt ist als Knoten in einem assoziativen Netzwerk repräsentiert, das nach Kontexten strukturiert ist. Selbstwissensinhalte, die zu einem bestimmten Lebensbereich gehören, sind beispielsweise näher zueinander abgespeichert als solche, die zu unterschiedlichen Lebensbereichen einer Person gehören. Damit das Selbst funktional bleibt, darf nicht immer jeder Wissensinhalt gleichermaßen zugänglich bzw. präsent sein, sondern jeweils nur das Wissen, das im jeweiligen Kontext und für den Moment relevant ist. Dadurch wird das Selbst dynamisch.

Arthur Höring
Redakteur

In Teilen der von dir durchgeführten Studien wird das Selbstwertgefühl der Probanden bedroht. Wie sah diese Bedrohung aus und an welchen Maßstab hält man sich dabei?

Nanine Lilla
Doktorandin

In zwei der von mir durchgeführten Studien mussten die teilnehmenden Personen einen sogenannten C-Test, einen Lückentext, in Englisch bearbeiten. Die Teilnehmer*innen bekamen im Anschluss die Rückmeldung, dass sie im Vergleich mit einer imaginären Vergleichsgruppe schlecht abgeschnitten hätten. Wir nahmen an, dass diese Rückmeldung eine Selbstwertbedrohung darstellt, die sich in einem niedrigeren Selbstwert nach der Rückmeldung verglichen mit dem Selbstwert vor der Rückmeldung zeigt. Als Messinstrument bedienten wir uns dafür u. a. des Name-Letter-Tests. Dies ist ein Verfahren zur impliziten Messung des Selbstwerts, bei dem die Teilnehmer*innen zu jedem Buchstaben des Alphabets ihre subjektive Einschätzung darüber abgeben, wie sehr sie den Buchstaben mögen. Der Theorie nach mögen wir die Buchstaben, die in unseren Namen vorkommen – und davon vor allem die Initialen – lieber als andere Buchstaben.

Arthur Höring
Redakteur

Welche zukünftigen Anwendungen für das positive Potenzial der Mehrsprachigkeit kannst du dir vorstellen?

Nanine Lilla
Doktorandin

Mehrsprachigkeit wird allgemein als eine Ressource in einer globalisierten Welt erachtet. Die Ergebnisse von Schulleistungsstudien zeigen aber, dass mehrsprachige Schüler*innen mit Migrationshintergrund im Vergleich mit nicht-mehrsprachigen Schüler*innen mit und ohne Migrationshintergrund schlechter abschneiden. Es scheint also der Fall zu sein, dass es im deutschen Schulsystem keine Wertschätzung individueller Mehrsprachigkeit gibt. Es fehlt noch weitgehend an Konzepten, wie die Ressource Mehrsprachigkeit im Schulkontext angewendet werden kann.
Ausgehend von meinen Forschungsergebnissen könnte angenommen werden, dass mehrsprachige Schüler*innen davon profitieren, wenn sie in der Schule auch ihre anderen Sprachen verwenden dürfen. Ein Beispiel wäre es, nach einer negativen Leistungsrückmeldung die Möglichkeit zu bekommen, eine Aufgabe in der anderen Sprache zu bearbeiten und dadurch von der Leistungsrückmeldung nicht bedrohte Selbstwissensinhalte zugänglich zu machen, die den Selbstwert wiederherstellen und positiven Einfluss auf die Motivation nehmen. Solche Konzepte müssten aber in weiterer Forschung entwickelt und erprobt werden.

Schlagworte

everyday multiple language use, self-representation, language use pattern, context-dependent, language use, emotion and motivation

Zusammenfassung

Gegenstand dieser Dissertation ist das Selbst von Personen, die im Alltag mehrere Sprachen verwenden. Da das Selbst aus sozialen Interaktionen des alltäglichen Lebens hervorgeht, gehen wir davon aus, dass sich die Verwendung mehrerer Sprachen im Alltag in der Repräsentation des Selbst niederschlägt. In fünf empirischen Studien überprüfen wir unsere theoretisch hergeleiteten Annahmen über eine sprachabhängige Selbstrepräsentation und die daraus resultierenden positiven Konsequenzen für Emotion und Motivation. In Studie 1 und Studie 2 führen wir Sekundäranalysen vorhandener Daten von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland durch, um den Einfluss von Sprachverwendung auf die spontane Zugänglichkeit von Selbstwissen zu zeigen. In Studie 1 ergibt die Auswertung einer offenen Selbstbeschreibungsaufgabe, welche im deutschsprachigen Kontext Schule in Deutsch durchgeführt wurde, dass Schülerinnen und Schüler, die zuhause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, spontan stärker auf schulbezogenes Selbstwissen und weniger auf Selbstwissen, welches sich auf den Kontext Zuhause bezog, zugriffen, als Schülerinnen und Schüler, die auch Zuhause Deutsch sprechen. Analog können wir in Studie 2 zeigen, dass Schülerinnen und Schüler, die Zuhause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, auf zwei stärker voneinander unterscheidbare Quellen von Selbstwert zugreifen, wenn sie im deutschsprachigen Kontext Schule danach gefragt werden. In Studie 3 setzen wir eine neu entwickelte bilinguale Version einer Traitadjektiv-Sortieraufgabe zur Selbstbeschreibung ein und erproben dadurch, das Ausmaß der Sprachabhängigkeit in der Selbstrepräsentation Englisch-Norwegisch-sprechender Schülerinnen und Schüler direkt zu erfassen. In Studie 4 untersuchen wir den Zusammenhang zwischen der emotionalen Reaktion auf negatives Bogus-Feedback und dem Ausmaß der compartmentalization along language lines von internationalen Studierenden, die aufgrund ihres Auslandsaufenthaltes im täglichen Leben unterschiedliche Sprachen verwenden, welches mithilfe des in Studie 3 vorgestellten neuen Verfahrens erfasst wurde. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Veränderung im Selbstwert gering war, wenn die Teilnehmenden Traitadjektive in ihren beiden Sprachen zur Selbstbeschreibung gewählt hatten, während bei Teilnehmenden, die ausschließlich Traitadjektive in einer Sprache für ihre Selbstbeschreibung gewählt hatten, stärkere Veränderungen im Selbstwert gezeigt werden konnten. Die Ergebnisse eines Experiments, welches wir in Studie 5 präsentieren, zeigen, wie der Zugriff auf Selbstwissen in einer offenen Selbstbeschreibungsaufgabe in einer anderen Sprache als Deutsch den Teilnehmenden einer Online-Befragung dabei half, eine durch Bogus-Feedback ausgelöste Selbstwertbedrohung abzuschwächen und in der Folge ein höheres Selbstwertgefühl und mehr Motivation zur Bearbeitung eines zweiten Tests angaben, als Teilnehmende, die sich nach dem in Deutsch präsentierten negativen Feedback in Deutsch beschrieben. Zusammengefasst zeigen unsere Ergebnisse, dass Sprache ein Organisationsprinzip für die Repräsentation von Selbstwissen bietet, welches mit positiven emotionalen und motivationalen Konsequenzen in selbstwertbedrohlichen Situationen einhergeht. Auf der Grundlage unserer Befunde plädieren wir dafür, die alltägliche Verwendung mehrerer Sprachen als eine potentielle Ressource für das Selbst zu verstehen und erörtern mögliche Implikationen unserer Schlussfolgerung für Theorie und Praxis.

Volltext auf OpenD

Diese Dissertation ist auf OpenD im Volltext verfügbar. Online und OpenAccess.

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Zitiervorschlag

Lilla, Nanine Yvonne. Everyday Multiple Language Use as a Potential Resource for the Self. Freie Universität Berlin, 2019, doi:10.17169/refubium-1637.

Repository

refubium.fu-berlin.de

Identifikatoren

urn:nbn:de:kobv:188-refubium-23860-6

doi: 10.17169/refubium-1637